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Das Feuer der Erde

Warum es sich lohnt den Vulkan Acatenango (3.976m) in Guatemala zu besteigen…

Ein weiterer gedämpfter Donnerschlag hallte durch die Nacht. Ich schnellte in die Höhe und versuchte durch den Zelteingang einen guten Blick auf Vulkan Fuego zu erhaschen. Der Anblick war unglaublich! Glühend rote Lava schoss aus dem Krater eines von Guatemalas aktivsten Vulkanen. Und ich saß in der ersten Reihe, genauer gesagt schlief in der ersten Reihe! Mein Zelt stand auf etwa 3.500 Metern Höhe auf einer kleinen Plattform unterhalb des Gipfels von Acatenango.

Acatenango ist ein Schichtvulkan in Guatemala in der Nähe der bekannten Touristenstadt Antigua. In den letzten Jahren hat sich das Besteigen dieses Vulkans zu einer unwiderstehlichen Touristenattraktion entwickelt. Acatenango selbst ist jedoch nicht die eigentliche Attraktion. Es ist vielmehr sein kleiner Bruder, der die Massen anlockt. Jeden Tag und jede Nacht beobachten unzählige Touristen die Explosionen des aktiven Vulkans Fuego von den Berghängen des Acatenango.

Die Besteigung eines fast 4.000 Meter hohen Vulkans muss gut vorbereitet werden. Egal, ob man sich einer geführten Gruppe anschließt oder nicht, sollte man die richtige Ausrüstung im Gepäck haben und körperlich auf den anstrengenden Aufstieg vorbereitet sein. Ich habe Vulkan Acatenango im Rahmen einer größeren Fahrradreise durch Zentralamerika im April 2018 bestiegen. Es sollte das Highlight meiner Reise werden.

Die letzte Eruption
Zusammen mit seinem aktiven Nachbar Fuego bildet Acatenango den Vulkankomplex La Horqueta. Acatenango selbst besteht aus zwei Gipfeln, dem Pico Mayor (3.976m) und Yepocapa (3.880m). Der letzte dokumentierte Ausbruch fand im Jahre 1972 statt. Vom Sattel zwischen Pico Mayor und Yepocapa spuckte der Vulkan Gesteinsbrocken, die noch heute in der Nähe des Gipfels zu sehen sind. Ascheregen fiel im gesamten Gebiet um den Vulkan. In den letzten 80.000 Jahren gab es viele explosive Ausbrüche aus Schloten, die den Vulkankomplex La Horqueta formen. Sollte ein solcher Ausbruch heute geschehen, so wären mehr als 100.000 Menschen in der Region um Antigua und bis hinab in die Küstengebiete betroffen. (Quelle: Wikipedia)

Sollte ich mich einer geführten Tour anschließen?
Bei der Recherche zur Besteigung und Übernachtung auf Vulkan Acatenango ist eine der ersten Fragen, die man für sich beantworten muss, ob man sich einer geführten Tour anschließen möchte oder nicht. Da ich bereits in 2016 einen Großteil des Pacific Crest Trails in den USA gewandert bin und Mount Whitney mit 4226 Metern erfolgreich bezwungen hatte, habe ich beschlossen, die Tour ohne Guide zu wagen.
Mit der nötigen Erfahrung ist es nicht unbedingt notwendig sich einer Gruppe anzuschließen. Es gibt wenige Routenoptionen und selbst ohne Gruppe trifft man immer wieder andere Wanderer und ist selten ganz allein. Während man auf eigene Faust sein eigenes Tempo gehen kann und alle Freiheiten hat bringt das Besteigen des Vulkans in einer geführten Gruppe andere Vorteile mit sich.
Nicht nur ein höheres Level an Sicherheit. Auch muss man weniger Ausrüstung mit sich tragen, da nahezu alle Veranstalter feste Camps mit Zelten auf dem Vulkan unterhalten. Die Guides, die ich unterwegs getroffen habe, waren alle super freundlich und haben sich alle um mich gekümmert, auch wenn ich nicht in ihrer Gruppe war.

Wie kommt man zum Vulkan?
Hat man sich für eine Gruppentour entschieden, ist für alles gesorgt. Falls nicht, kann man die öffentlichen Verkehrsmittel benutzen. Der Weg zum Gipfel des Vulkans Acatenango beginnt in der Nähe des kleinen Dorfes La Soledad. Es gibt einen weiteren Weg in der Nähe des Dorfes Acatenango, allerdings liegt La Soledad bereits 1000 Meter höher. Von dort aus sind es immer noch 1500 Meter bis zum Gipfel und das sollte mir als Herausforderung ausreichen.
Von Antigua aus fährt der lokale „Chicken Bus“ (so benannt, weil damit einfach alles transportiert wird - auch Hühner) nach Parramos und von dort fahren kleinere Touristenbusse nach La Soledad und direkt zum Trail. Als ich zum Vulkan aufbrach, hatte ich andere Informationen und habe daher einen kleinen Umweg machen müssen. Es war nach 12 Uhr mittags als ich mit dem Aufstieg begann. Ich dachte es wäre bereits zu spät um das Basislager auf etwa 3500 Metern Höhe noch am gleichen Tag zu erreichen. Für etwas weniger Stress und Spannung sollte man morgens also zeitig aufbrechen, damit man genug Zeit für alle Busfahrten und den Aufstieg hat.

Was sollte bei der Ausrüstung nicht fehlen?
Ohne Tour-Guide ist man auf sich selbst angewiesen und sollte auch alles nötige unbedingt mit dabei haben, inklusive Camping-Ausrüstung. Die folgende Aufzählung ist keine komplette Liste und enthält nur Ausrüstungsgegenstände, die für mich besonders nützlich waren:
• Genug Wasser: Es gibt keine Wasserquelle auf dem Vulkan. Man sollte mindestens 4 Liter mitnehmen.
• Trekkingstöcke: Man kann am Startpunkt des Weges einen Holzstock von einheimischen Kindern kaufen bzw. mieten. Seit einer Knieverletzung, die ich mir auf dem Pacific Crest Trail zugezogen habe, verlasse ich mich aber ganz gerne auf meine Leki Trekkingstöcke. Etwas Unterstützung für die Knie ist auf jeden Fall eine gute Idee!
• Genügend warme Kleidung: Es kann sehr kalt werden, besonders wenn man auf dem Vulkan übernachtet. Ich hatte alles an, was ich mitgebracht hatte und mir war immer noch kalt. Für zusätzliche Wärme hatte ich auch noch einen Cocoon Travel Liner zusätzlich zum Schlafsack dabei.
• Handschuhe und Mütze
• Gute Kamera und Fotoausrüstung: Falls man es sich leisten kann (finanziell und zum Tragen) lohnt es sich definitiv eine gute Foto-Ausrüstung mitzunehmen. Mir hat es zum Teil leid getan, dass ich keine bessere Kamera hatte und meine eigene kaum erfassen konnte, was ich gesehen habe.

Mit welchen Kosten muss man rechnen?
Die Fahrt mit dem Chicken Bus nach Parramos kostet 5 Quetzal (0,57 €) und für weitere 7 Quetzal (0,80 €) kommt man mit dem Touristenbus von dort nach La Soledad. Kurz nach Beginn des Aufstiegs kommt man an einer kleinen Hütte vorbei. Dort kassieren einheimische Helfer die offizielle Gebühr von 50 Quetzal (5,69 €).
Bei meiner Vorbereitung auf die Tour habe ich mehrfach in online Blogs gelesen, wie man diese offizielle Gebühr umgehen kann. Ich persönlich finde das ist keine gute Idee und ein unmögliches Verhalten. Schaut man sich die Wanderwege auf den Vulkan genau an, so sieht man, dass die Einheimischen aus den umliegenden Dörfern viel Arbeit in die Instandhaltung der Wege investieren. Daher sollte man auch als Tourist seinen Beitrag leisten und die offizielle Eintrittsgebühr bezahlen.

Wie fit muss ich eigentlich sein um Acatenango zu erklimmen?
Der Aufstieg startet bereits sehr anspruchsvoll. Gleich zu Beginn weiß man worauf man sich eingelassen hat, während sich die Füße in vulkanischen Sand eingraben und man mehr zurück rutscht als nach vorne geht. Die erste Stunde vom Aufstieg ist damit auch fast schon die anspruchvollste. Später wird es etwas leichter, wenn der Weg durch den Dschungel führt und entlang der bewaldeten Bergflanke führt.
Nach einer Weile kommt allerdings die zunehmende Höhe zum Tragen. Vor meinem Aufstieg verbrachte ich gute vier Wochen in Antigua auf 1500 Metern. Trotzdem machte sich für mich die dünnere Luft über 2500 Metern deutlich bemerkbar.
Um Vulkan Acatenango, der 3976 Meter hoch ist, besteigen zu können, sollte man definitiv in guter Form sein. Und es ist eine gute Idee die Risiken für die Höhenkrankheit zu minimieren - man sollte auf die Party am Abend vorher also verzichten!

Welche Route sollte man wählen?
Da ich mit meinem Aufstieg spät dran war, war ich umso mehr überrascht unterwegs mehreren Gruppen zu begegnen. Der Führer einer Gruppe - Otto - war sehr nett und gab mir wichtige Informationen über den Vulkan. Er lud mich sogar ein an derselben Stelle zu campen wie seine Gruppe und erklärte wie ich dahin kommen würde. Ich sollte den grünen Weg nach links einschlagen anstatt des roten Weges nach rechts. Der rote Weg würde zum offiziellen Camp für alle führen, wo es keine Aussicht auf den benachbarten Vulkan Fuego geben würde, während der grüne Weg zu den Camps der Tourgruppen führte. Ein etwas längerer, dafür aber auch einfacherer Weg.
Diese Einschätzung kann ich bestätigen. Ich habe den roten Weg beim Abstieg gewählt und war sehr froh, dass ich Otto beim Aufstieg begegnet und seinen Anweisungen gefolgt bin.

Campen auf der Bergflanke des Acatenango
Nach etwa viereinhalb Stunden Aufstieg erreichte ich die Tour-Camps auf der süd-ost Seite von Acatenango. Ich war mir nicht sicher, ob diese Camps ausschließlich den Tourgruppen vorbehalten waren. Als ich ankam hatten bereits zwei, drei Gruppen ihr Lager aufgeschlagen aber es gab mehr als genug Platz für weitere Zelte. Die Zeltplätze waren schmale Plateaus, die in den Berghang eingegraben und teils mit Sandsäcken stabilisiert waren. Ich entschied mich für ein leeres Plateau unterhalb von Ottos Gruppe und hatte den ganzen Bereich für mich alleine. Es schien kein Tag zu sein an dem viel los war…
Der Zeltplatz meiner Wahl war nicht nur „privat“, er hatte auch noch den besten Blick zum aktiven Vulkan Fuego. Sogar durch den Zelteingang konnte ich die Eruptionen sehen! Als die Wolken verschwanden konnte ich zur Linken auch noch Vulkan Agua sehen, der dritte Vulkan in der Nähe von Antigua.

Die Lava-Show von Vulkan Fuego
Als ich das Basecamp erreichte, hingen die Wolken sehr tief und ich konnte Fuego so gut wie überhaupt nicht sehen. Doch die Wolken bewegten sich schnell und nachdem ich das Zelt aufgebaut und eingerichtet hatte, verschwanden sie nach und nach. Sobald es dunkel wurde begann Fuego mit dem Feuerspucken. Es war eine Herausforderung diese Momente in Bildern festzuhalten.
Die vulkanischen Eruptionen wurden von Donnergrollen im Berginneren begleitet. Fuego ist sehr aktiv und die Eruptionen finden regelmäßig alle 15 bis 30 Minuten statt. Ich konnte für lange Zeit nichts anderes tun als dieses Spektakel zu bestaunen und so saß ich in klirrender Kälte und wartete auf den nächsten BOUM!!

Auf zum Gipfel
Am nächsten Morgen kletterten die Tourgruppen bereits vor Tagesanbruch die verbleibenden 400 Meter zum Gipfel um den Sonnenaufgang zu sehen. Ich wollte die Menge vermeiden, schlief aus und begann mit dem finalen Aufstieg als alle Tourgruppen schon wieder zurück waren. Ich nahm meine gesamte Ausrüstung mit, da ich auf der anderen Seite des Vulkans absteigen wollte.
Der Aufstieg vom Basecamp zum Gipfel war schwer. Ich fühlte mich krank und die Höhe zwang mich alle fünf Meter zu einer längeren Verschnaufpause. Der Aufstieg war sehr steil und verlief ausschließlich über feinen, vulkanischen Sand. Ein Schritt nach vorne, zwei zurück….
Nach zwei Stunden erreichte ich den Gipfel und genoß einen eher unspektakulären Blick in den Krater von Acatenango. Der Krater besteht aus vulkanischem Sand und einer kleinen weißen Schutzhütte in der Mitte. Man kann durchlaufen und einige Leute campen sogar im Krater. Allerdings ist es sehr windig und kalt und man verpasst den Ausblick auf Vulkan Fuego.

Der Abstieg
Nach einer Umrundung des Kraters und einer kurzen Pause in der Mitte machte ich mich auf den Weg zum Abstieg auf der Nordseite des Vulkans. Auf dem Weg dorthin passierte ich einige kleinere rauchende Schlote die mich daran erinnerten, dass Acatenango nicht so verschlafen ist, wie er vielleicht erscheint.
Auf der Nordseite führte der Weg hinab in Richtung des falschen Gipfels Yepocapa. Absteigen ging etwas schneller als aufsteigen und so erreichte ich auch schon bald den Sattel zwischen den beiden Gipfeln, der ebenfalls Platz für einige Zelte bietet. Von dort ging ich in Richtung des offiziellen öffentlichen Camps auf der Westseite von Yepocapa. Ich befand mich nun auf dem roten Weg, der ganze 2 Kilometer kürzer war als der grüne, dafür allerdings auch sehr viel steiler. Der Abstieg war etwas hart für die Knie und ich war froh als das kleine Restaurant kurz vor der Straße zu La Soledad erreichte. Es war noch Zeit für einen Burger bevor ich zurück zur Straße abstieg um auf den Bus nach Parramos und Antigua zu warten.

Was man unbedingt beachten sollte…
• Den Vulkan Acatenango zu besteigen ist hart, allerdings auch sehr lohnend. Mittlerweile ist Acatenango eine der Touristenattraktionen in Guatemala. Nichtsdestotrotz sollte man daran denken, dass es auch riskant ist auf einen aktiven Vulkan zu klettern.
• Sollte das Wetter sich verschlechtern, Wolken aufziehen und man ist ohne Guide unterwegs, so kann man schwerwiegende Navigationsprobleme bekommen. Man sollte seine Fähigkeiten genau kennen und bei Zweifeln sich doch lieber für eine geführte Tour entscheiden.
• Mit den vielen Touristen, die jeden Tag zum Vulkan kommen, kommt leider auch sehr viel Müll. Man sollte seinen eigenen Müll unbedingt wieder mitnehmen. Leider habe ich viel Müll entlang der Wege gesehen und auch viele Büsche, die als Toilette missbraucht wurden. Meist gibt es einfache Öko-Toiletten bei den Camps die man benutzen kann. Ein guter Leitfaden zum richtigen Verhalten sind die Leave-no-trace Principles, die ich in den USA kennen gelernt habe.
• Man sollte unbedingt die offizielle Eintrittsgebühr bezahlen. Für die Einheimischen in den umliegenden Dörfern ist das eine wichtige Einnahmequelle.
• Nicht zuletzt sollte man dieses einmalige Spektakel der Natur einfach nur genießen. Ich dachte immer, ich müsste eines Tages mal nach Hawaii fliegen um Lava zu sehen. Guatemala kam mir als Reiseland nie in den Sinn aber nun muss ich zugeben dass dieses Land sehr viel zu bieten hat und vor allem die Menschen sind einfach wunderbar!

Wer an weiteren Reise-Abenteuern in Guatemala interessiert ist, kann gerne meine Webseite www.lifetimetrails.com besuchen, dort gibt es u.a. auch einen Artikel über den aktivsten Vulkan in Zentralamerika - Pacaya.

Weitere Links zur Vorbereitung:
Summitpost - generelle Infos, Informationen zu Routen und Camps (Englisch)
Cheekyjaunt - sehr gut geschriebener Bericht über eine Besteigung des Acatenango mit Tourgruppe (Englisch)
Leave no trace - Die sieben Prinzipien von „Leave no trace“, wichtig und essenziell für jedes Outdoor Abenteuer, ganz egal wohin (Englisch)

 

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