Kostenloser Versand ab € 30,- Bestellwert Expresslieferung per Radkurier in KA 14 Tage Rückgaberecht Click & Collect: Abholung im Laden

Kalt, Kälter, Lappland per Hund

Isi war unterwegs.

Eiskristalle verdecken ihr Gesicht, die Füße muss sie ständig bewegen, damit es nicht zu kalt wird und sowieso ist bei einer Schlittentour der ganze Körpereinsatz gefragt. Das Erlebnis grandios! Sagt sie...

52 Augen starren uns erwartungsvoll an. Jede Bewegung wird genauestens analysiert. Noch ist es ruhig, nur ein gelegentliches Bellen oder ein Kettengeklapper beleben den kleinen Platz vor der Holzhütte. Ich atme noch einmal durch, denn sobald einer von uns am Schlitten ist und ihn bewegt, muss es zügig gehen. Denn das ist das geheime Zeichen, auf das die 26 Huskys warten und sie starten ihre etwas schiefe und unkoordinierte Symphonie aus Bellen, Jaulen, Scharren und Hüpfen. Sie wissen, es geht los. Ein weiterer Tag, an dem sie sich auspowern dürfen, ein weiterer Tag Schlitten ziehen, ein weiterer Tag draußen in der Kälte und Weite von Schwedens Lappland. In Begleitung des ohrenbetäubenden Gebelles müssen jetzt sechs Schlitten eingespannt werden, je zwei Wheel-Hunde hinten, zwei Lead-Hunde vorne und der Guide fährt mit zwei zusätzlichen.

Anfangs fallen die Bewegungen schwer, es ist einfach zu kalt, vor allem für die Finger. Aber das vergeht schnell, zu sehr pushen einen die Hunde. Ihre Aufregung und Erwartungsfreude füllen die Luft so sehr an, es geht durch Mark und Bein und packt einen selbst. Der Puls schießt in die Höhe, die Bewegungen werden präziser, noch zwei/ drei Handgriffe und alle Hunde sind an ihren Plätzen. Nun kommt die Anfahrt, der kritische Teil, mit pochendem Herzen in der Kehle wird die Bremse so tief wie nur möglich, mit ganzem Körpereinsatz, in den Schnee gerammt, dann die Sicherungsleine vom Baum gelöst und der Schneeanker gelöst.

In der Sekunde in der der Anker nicht mehr greift, geht ein Rucken durch den Schlitten, die Hunde reißen mit aller Kraft und der Mensch hat keine Chance mehr den Schlitten auf dem Fleck zu halten. Nun heißt es kontrolliert losrasen.

Die ersten Meter ziehen sie dich einfach so mit, obwohl man auf der Bremse steht. Das wichtigste jetzt, NIEMALS loslassen und den scharfkantigen Anker sicher verstauen. Dann noch lenken und langsam von der Bremse und schon ist man den kleinen Hügel von der Hütte runter und auf dem See. Erst jetzt realisiert man die Stille, die in der Sekunde aufkam, als die Hunde losliefen. Es ist eine wunderbare Stille, so voll von Ruhe und Frieden wie es nur das unendliche, glitzernde Weiß des hohen Nordens ausstrahlen kann. Dies ist nur einer der vielen wunderbaren Momente auf einer Hundeschlitten- Trekkingtour durch schwedisch Lappland bei Kiruna. Ich hatte das seltene Glück, für sieben Tage in die Natur Lapplands eintauchen zu dürfen und ein Team, eine Familie mit meinen vier Hunden zu werden.

Es ist ein Urlaub, der sich körperlich nicht wie ein Urlaub anfühlt. Zu anstrengend ist die tägliche Arbeit, die Fahrt und die Kälte, die am Körper zerrt. Doch umso mehr ist es ein Urlaub für den Kopf und die Seele. Die tägliche Routine ist simpel: Aufstehen, Hunde füttern, Frühstück, Hunde einspannen, Fahren, Hunde ausspannen, Wasser suchen, Hunde versorgen, Hütte einheizen, sich selbst versorgen, Polarlichter jagen, schlafen und dann geht es wieder von vorne los. Für den einen oder anderen mag das langweilig klingen, doch tatsächlich hat es im Zusammenspiel mit dieser unwirklich wirkenden Natur etwas meditatives.

Back to the roots, es gibt nur deine Hunde, dich und eure Bedürfnisse.

Die Challenges...
Ein solches Abenteuer hat drei große Challenges: Die Ausrüstung, die Kosten und vor allem die Kälte. Schweden ist ein sehr teures Land und wer nicht gerade zufällig vier Huskys daheim hat, muss für so etwas eine Weile sparen. Allerdings gibt es in Lappland zahlreiche Anbieter für Schlittentouren, die von kleinen Kaffeefahrten, bei denen man auf dem Schlitten des Guides sitzt, bis hin zu mehrtägigen Bergtouren alles anbieten. Dadurch kann jeder Reisende auf die eine oder andere Art sein Hundeerlebnis haben.

Auch die Ausrüstung ist ein weiterer nicht zu unterschätzender Faktor. Die gängige deutsche Winterausrüstung reicht bei weitem nicht aus. In klassischer Skimontur ist man in Nordschweden im Januar nach spätestens zwei Stunden draußen völlig durchgefroren. Die meisten Veranstalter stellen glücklicherweise spezielle Ausrüstung, die die Hunde auch dreckig machen dürfen. Dazu gehören in der Regel Boots, spezieller Overall, Mütze, Skihaube und fette Handschuhe. Man braucht nicht viele Sachen dort oben, aber dafür besonders warme. Vor allem gute, sehr warme, lange Unterwäsche, mehrere Lagen super dicke Socken, einen guten Gesichtsschutz und mehrere gute Handschuhe (dünne und dicke). Meine Empfehlung ist definitiv Wolle, Wolle, Wolle. Vor allem die Hand- und Zehenwärmer von Therm-IC, die Woolpower Socks 800 classic und die Gesichtsmaske WS Mask von Mammut sind echt Gold wert. Denn die Kälte ist sehr trocken und unerbittlich. Sie zieht die Energie Stück für Stück einfach aus deinem Körper. Jeder Atemzug lässt die Gesichtsmaske weiter gefrieren und die Feuchtigkeit deines Atems bildet sofort Eiskristalle an Maske, Wimpern und jedem Haar das unter der Mütze hervorlugt. Die Kälte schafft es sogar durch drei Lagen dicker Handschuhe und durch die fetten wasserdichten Schneeboots incl. zwei Paar dicke Wollsocken. Daher ist man ständig damit beschäftigt mit den Fingern und Zehen zu wackeln und die Wimpern immer wieder von den Eiskristallen zu befreien, damit sie die Augen nicht verkleben. Die einzig effektive Waffe ist und bleibt Bewegung.

Es ist ein schmaler Grat zwischen genug Bewegung um warm zu bleiben und zu viel, dass man schwitzt. Das führt auch schnell zu unterhaltsamer Akrobatik. Der eine rennt während der Pause um seinen Schlitten, die andere hüpft Arme schwingend im Kreis und die dritte tanzt während der Fahrt so gut es geht auf dem Schlitten herum und die Hunde werden bei jedem Berg durch Schieben unterstützt. All die Strapazen sind es wert…

Die Kälte und das nächtliche Aufstehen um Feuerholz nachzulegen sind schnell vergessen, wenn man dann auf dem Schlitten stehen kann. Mit etwas Glück kann man im Vorbeifahren einer kleinen Herde Rentiere winken und diese einzigartige Landschaft erinnert uns durch ihre Weite und Stille an die Quintessenz des Lebens. Jede Mühe ist es wert dort zu stehen, mit nur dem Hecheln der Hunde vor dir und dem Knirschen des Schnees unter dem Schlitten. Alles andere ist unwichtig wenn die Sonnenstrahlen alles um den Schlitten herum zum glitzern bringen und gleich zwei Regenbogen fast senkrecht zu Erde die Sonne umrahmen. Es ist ein wahrlich einmaliges Erlebnis...

Vorheriger Artikel Nächster Artikel

Die mit einem * markierten Felder sind Pflichtfelder.